Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die Einen Schutzmauern, die Anderen bauen Windmühlen.

Chinesische Weisheit

Energie-Ökonomie

Die fossilen Energieressourcen unserer Erde sind endlich.
Die blosse Verbrennung fossiler Energieträger kann sich für den Menschen als schädlich erweisen.
Die Erde wird von externer Seite von der Sonne mit einer unglaublichen Energiemenge versorgt.
Die Natur macht sich diese Energie seit Jahrmillionen zu Nutze, ohne auf die Energieträger auf der Erde zurückzugreifen, sondern lagert diese noch zusätzlich ein.

Es ist möglich, mit wenig energetischem Aufwand diese Energie der Sonne nutzbar zu machen.

Die Erde ist umhüllt von der so genannten Atmosphäre. Die Erdatmosphäre ist die gasförmige Hülle der Erdoberfläche. Die bodennahen Schichten bis in etwa 90 km Höhe haben eine recht gleichförmige Zusammensetzung. Was wir als Luft bezeichnen, besteht  im Wesentlichen aus 78 % Stickstoff, 20 % Sauerstoff und 0,9 % Argon, dazu Aerosole und Spurengase, darunter Kohlenstoffdioxid mit     0,04 %, nach Wasserdampf der wichtigste Verursacher des Treibhauseffekts, Methan und Stickstoffverbindungen. 


Diese Atmosphärenschichten sind für die Menschen sowie für alle Lebewesen, ob pflanzlichen oder tierischen Ursprungs absolut notwendig. Ohne diese Schichten wäre die Erde ein Planet ohne Entwicklung von Leben ähnlich dem Mars oder Venus. Sie bilden Lebensraum, versorgen uns mit notwendiger Atemluft, schützen uns vor schädlicher Strahlung, schaffen das Wetter und damit direkt ein weiter notwendiges "Lebensmittel" unser Trinkwasser.

Seit geraumer Zeit ist es so dass diese Schichten auch zur vermehrten Aufnahme von Abfallprodukten des Menschen herangezogen wird. Neben Ausscheidungen der Tierwelt in Form von Treibhausgasen wie Methan und CO2 ist es der Mensch der mit Beginn der industriellen Revolution hauptsächlich für die Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration verantwortlich ist, mit allen bekannten Nebenwirkungen wie z.B. des Treibhauseffektes. 

Seit den siebziger Jahren bemühen wir uns (erste Wärmeschutzverordnung nach der Ölkrise) den Aufwand zur Reduzierung der Treibhausgase zu erhöhen. Da der Gebäudebereich mit einem Drittel der gesamten Treibhausgasemmissionen einen Großteil mitverursacht gibt es hier Handlungsbedarf. 

Es werden im Baubereich effizientere Heizungen gebaut, wärmedämmende Gebäudehüllstrukturen und Komponenten entwickelt, solare Energien genutzt.

Mit Vergünstigungen bei der Kreditvergabe und Steuerlichen bei Denkmalgeschützten Gebäuden sollen Anreize gegeben werden, die Ziele der Enegieeinsparverordnung und der Erneuerbaren-Energieen-Gesetze einzuhalten bzw. umzusetzen.
Nur auf die simpelste Idee kommen anscheinend nur wenige.
Und das ist die Nutzung des zu schützenden Mediums selbst, nämlich der Luft.
Da Luft als Wärmeträgermedium im Vergleich zu Wasser eher schlecht geeignet ist, wird dieses Potential vielfach verkannt.

Vielleicht liegt es in der Sache selbst, dass Ingenieure eher nach technischen Möglichkeiten zur Problembewältigung suchen und es eher den Architekten zugute kommt, sich mit der Luft zu beschäftigen, da sich diese Disziplin doch immer schon mit den "luftgefüllten" Zwischenräumen zwischen den Bauteilen befasst und Raumbildend wirkt. So liegt es vielleicht nahe, dass Architekten eine Schicht in der Gebäudehülle nicht mit Dämmstoff auffüllen, sondern eben diese Schicht als Luftschicht nutzen und die Luft selbst als Energieträger betrachtet in das Gebäude führen um dieses damit zu beheizen. Lao-Tse sagt: "im Leeren liegt das Wesen". Die Römer kannten dieses Prinzip als Hypokaustenheizung, mit der sie die warme Verbrennungsluft unter dem Fußboden und in Wandschächten führten und so im Innern der Gebäude für Wärme sorgten. Es ist also auch keine Neuerfindung, sondern eine altbekannte Vorgehensweise.

Nun haben wir durch unseren technischen Fortschritt auch mehr Möglichkeiten.

So wird z.B. vom Deutschen Wetterdienst die Einstrahlung der Sonne auf den Erdboden seit Jahren gemessen und dokumentiert. Diese Werte kann man im Internet beim DWD kostenlos einsehen. Aus diesen Karten lässt sich beispielhaft entnehmen, dass in den einstrahlungsniedrigen Wintermonaten Dezember und Januar im süddeutschen Raum ca. 30 kWh (Durchschnittswert) an Strahlungsenergie bezogen auf einen Quadratmeter horizontale Fläche zur Verfügung steht.
Im Norden Deutschlands ist es immerhin noch die Hälfte. Siehe: https://www.dwd.de/DE/leistungen/solarenergie/lstrahlungskarten_su.html?nn=16102

Allerdings erscheinen 30 kWh/qm für einen ganzen Monat als sehr gering bei Winterverbräuchen in Gebäuden von mehreren tausend kWh. Rechnet man diese Werte aber auf die Vertikale (z.B. Außenwand) so verdreifacht sich dieser Wert auf fast 90 kWh/qm. Multipliziert man diesen Wert noch mit einer Gebäudesüdfläche von z.B. einem Einfamilienhaus mit ca. 100 qm, so erhält man Werte beträchtlichen Ausmaßes. Müsste man diese Einstrahlung mit einem aktuellen Heizölpreis von  8 €ct./kWh vergüten, ergäben sich Summen von ca. 650,-€ nur für den Januar pro Einfamilienhaus.

Wie lässt sich nun dieser Strahlungsertrag am einfachsten nutzen? Am simpelsten schaut man da nach wo es schon Lösungen gibt. Das sind z. B. Gewächshäuser, in denen schon seit Jahrhunderten die solare Strahlung zur Erwärmung der Luft im Innern genutzt wird. Man beachte: Das gleiche Prinzip führt in unserer Atmosphäre zur globalen Erwärmung. (GreenHouseEffect)

Der schlaue Gärtner setzt zusätzlich noch dunkles bis schwarzes Substrat ein, um die Absorption der Strahlung noch zu erhöhen. Der Boden wird stärker erwärmt und das Pflanzenwachstum verbessert. Tomaten haben zum Beispiel eine Keimtemperatur von 18 - 24° C. Es wäre in unseren Breiten absolut unmöglich Tomaten im Freien vor Juli zum Keimen zu bringen.

Seit der Mensch in unseren Regionen sesshaft wurde, hat er sich auf das Ernten festgelegt. Er wandelte sich vom Jäger und Sammler zum Bauern, der es gelernt hat durch Ausbringen von Saatgut und der Pflege der Saat bis zur Ernte einen Gewinn zu schöpfen, der es ihm ermöglichte seinen Wohlstand zu verbessern und das Überleben seiner Sippschaft zu sichern.

Man fragt sich, wieso der Mensch in der Neuzeit bzw. seit der Industrialisierung in Bezug auf die Energiegewinnung es verlernt hat, was die Natur gibt zu ernten, sondern sich auf die unwiederbringliche Ausbeutung der Bodenschätze zu spezialisieren obwohl doch so viel Energie der Sonne zur Verfügung steht. Vermutlich war bisher das Ausbeuten kostengünstiger und damit vermeintlich wirtschaftlicher. 

Wie kann man die Strategie des Erntens auf Gebäude übertragen? Es gelingt bereits mit hohem technischen und damit kostenintensivem (Förder') -aufwand z.B. bei der Photovoltaiktechnik sowie bei der solaren Brauchwassererwärmung 

Dies bedeutet im Gebäudebereich dass sich diese Formen der Energiegewinnung meist auf wenige Quadratmeter beschränken. Auch großflächige Fenster nach der Südseite ausgerichtet bringen im Sommerfall den Bedarf einer technischen Verschattung die das Ganze zu einer kostenträchtigen Investition werden lässt.


In der Architektur kennen wir das Prinzip der vorgehängten hinterlüfteten Fassade. Diesen Fassaden wird nachgesagt, dass sie das Gebäude bzw. die Tragstruktur besser vor Umwelteinflüssen schützen, da der so genannte Taupunkt außerhalb der Gebäudetragstruktur liegt. Außerdem sollen sich durch eine solche Fassade die Wartungszyklen verlängern und somit die Wartungskosten sinken.
Bei Investoren wie Banken und Versicherungen lässt sich an den Gebäuden ablesen dass diese Fassaden einen wirtschaftliche Vorteil bringen, sonst würden diese solche Fassaden nicht einsetzen.
Es wäre geradezu ein Geniestreich, wenn sich über die Fassade noch Energie gewinnen ließe. All zu oft sieht man Gebäude mit Faserzementverkleidung, meist Anthrazit gefärbt oder Naturstein, Feldspat, Gneis und Glimmer....... selbst Glasfassaden wurden in den neunziger Jahren zum Teil mit eingefärbten Dämmplatten hinter der Verglasung eingesetzt, aber warum wurde die eingefangene Energie nicht genutzt? Diese Fassaden kamen schnell wegen der Überhitzungsprobleme wieder aus der Mode.


Das Einfachste wäre natürlich ein Glashaus über ein bestehendes zuvor schwarz gestrichenes Gebäude zu stülpen, und die im Zwischenraum entstehende Warmluft abzusaugen und zu Heizzwecken zu nutzen.

Prinzipiell stimmt das. Aber was ist z.B. mit der Sommerhitze? Und wie hält man die Wärme im Winter im Gebäude? 

Es braucht also ein Zusammenspiel verschiedener Parameter die es zu managen gilt.
Dieses Management muss ein Energieberater können. Sieht ein Energieberater nur einzelne Komponenten die er bei einer Problemlösung vorschlägt sind diese allerhöchstens vergleichbar mit Prothesen, die z. B. ein Therapeut bei einem Verlust von Gliedmassen vorschlägt, um die Funktion des verlorenen Beines wieder einigermaßen herzustellen.
So haben wir das Problem des Heizenergiebedarfs, dann bauen wir eben eine Wärmepumpe ein, wir möchten ja umweltfreundlich sein. Am besten eine Luft -Wasser-Wärmepumpe, die zwar kostengünstig im besten Fall aber im Jahresdurchschnitt aus einer kWh Strom 3 kWh Heizenergie macht (Vergleiche Fraunhofer ISE-Monitoring). Hauptsache sie wird gefördert. Als nächstes haben wir die Wärmeverluste, dann machen wir halt eine Dämmung auf das Gebäude. Dies geht dann soweit, dass so genannte Energieberater in einem denkmalgeschützten Gebäude mit einer Wandstärke im Erdgeschoss von über einem Meter den Vorschlag machen von innen zu dämmen, um den Wärmefluss in das Bauteil zu verringern. Abgesehen davon dass so etwas jegliche Wärmespeicherung ausschließt bringt das nur noch der Dämmstoffindustrie etwas, weil diese dann die doppelte Menge Dämmung verkaufen kann, am besten für Innen und außen. Aber manche betrachten ja solche Auswüchse zwischenzeitlich auch als nachhaltig.

Anstatt die zur Verfügung stehenden Energien zu nutzen und ein Bauteil das schon vorhanden ist, also kostenlos, als Speichermasse zu nutzen.

Der entscheidende Begriff ist "autochthon"!

Der Mensch hat in der Geschichte die Fähigkeit entwickelt Gegenstände als Werkzeug zu benutzen. Gegenstände, die er in seiner Nähe gefunden hat, bearbeitete er und formte sie zu einem Werkzeug, das ihm auf den Lebensraum oder den "Ort" bezogen das Überleben erleichterte. So sind es z.B. Knochen und Darm aus denen er Nähzeug und Garn gewinnen konnte um damit Haut der Tiere in Kleidungsstücke verarbeiten zu können.
Als Unterkünfte benutzte er im europäischen Raum Höhlen oder einfache Unterstände bzw. formte mit der Zeit Gebäude die aus einfachen Holzkonstruktionen gestapelt oder als Pflöcke in die Erde gerammt als Pfahlbauten den heutigen Bauformen bald ähnlich wurden. Die Umgebung beeinflusste das Bauen. Selbst das die Bauten umgebende Klima prägte das Bauen. Und die Baumeister kannten die Antworten auf regionale Anforderungsprofile, ohne technische Hilfsmittel wie Lüftung oder Kühlung zu kennen.

 

Was im Grundsatz immer genau gleich gemacht wurde war, dass der Mensch immer das benutzte was er in der Nähe vorfand.

Mit der Zeit entwickelten sich daraus regional typische Bauweisen, die wir bis heute noch unterscheiden können. So hat das schwäbische Haus eine andere Form als es in den Vorarlberger Bergen zu sehen ist. Das Schwarzwaldhaus wieder eine Andere als z. B. die Fachwerkgebäude im Siegerland. Das Niedersachsenhaus mit seinen Eichenholzfachwerkkonstruktionen, das Bodensetzungen mitmachte und nach Jahrzehnten das Torfbrandklinkermauerwerk herausgeklopft und die Steine wiederverwendet neu eingemauert wurden. Keiner wäre auf die Idee gekommen, die teuer mit örtlichem Torf gebrannten Steine wegzuwerfen und durch Neue zu ersetzen.

Nicht vergessen darf man, dass sich seit dem Mittelalter in den Städten andere Bauweisen als auf dem Land entwickelten. Allen Bauweisen lagen jedoch die gleichen Ursachen zugrunde, nämlich der Vorteil.

In den Städten wurde nach Feuersbrünsten festgelegt, dass unter bestimmten Bedingungen nur noch mit Steinfassaden gebaut werden durfte. Das Schwarzwaldhaus hat mit einem großen Dachüberstand den Vorteil, dass der Hausherr im Winter nicht erst den Weg zum Stall freiräumen musste. Der Vorarlberger muss bei Bedarf ein begehbares Dach mit flacher Neigung haben damit er es, da kostengünstiger als konstruktiv entgegenzuwirken, von der hohen Schneelast befreien kann.

Diese Beispiele ließen sich unendlich fortsetzen und auf alle Regionen der Erde anwenden.

Allem jedoch ist eines Gemein, es machte Sinn weil es von Vorteil war, und es brachte Vielfalt und war ortsprägend und was für uns heute noch wichtiger erscheint ist, dass es mit niedrigstem energetischem Aufwand zu bewerkstelligen war.

Traditionelles Bauen beantwortet fast immer die Fragestellungen nach 

- Bauform

- Baumaterial

- Nutzungsprofil

- den klimatischen Verhältnissen

In der heutigen Zeit so scheint es gehen diese Werte verloren.

Einfache Gebäudeformen werden meist nicht angestrebt. Gauben werden in jeder Form auf das Dach geklebt, und Erker verbiegen die Fassaden, obwohl eine reine Gebäudeform neben technischen Aspekten energetisch sinnvoller ist und in der EnEV durch das A/V - Verhältnis vorgegeben ist.

Baumaterial wird um die Welt gefahren. Da ist es egal oder sogar Schick in seinem Haus indischen oder chinesischen Granit zu verlegen, oder kanadische Zeder oder gar Holz aus tropischen Wäldern zu verwenden. Baumaterialien werden mit hohem energetischem Aufwand hergestellt und danach mit weiterem energetischem Aufwand um die Erde gefahren. Wobei der Bestimmungsort meist nicht einmal festgelegt ist. Autochthones Baumaterial findet man selten in Baumärkten.

 "Individuelles Bauen" wird durch die Bauindustrie und dem Handwerk sehr umworben und betont, jedoch entfalten moderne Siedlungen meist keinen besonderen Charm. Funktions- und Nutzungstypologien verwischen, ortstypisches wird ignoriert. 

Ob Heizung, Kühlung oder Luftbefeuchtung, jede dieser Fragestellung wird bis in den privaten Bereich mit technischen Lösungen beantwortet.

 

Im Grunde ist es Tradition, das was in der Nähe zu finden ist, auch zu verwenden.

Um es auf den Energiebezug eines Gebäudes zu übertragen ist es das einfachste die in der Nähe zu findende Sonneneinstrahlung, nämlich auf der Gebäudefassade auftreffende einzusammeln und zu Heizzwecken oder noch besser zur Gebäudeklimatisierung zu benutzen.
Gelingt es nun diese eingangs erwähnten 30 kWh/qm mit einem Wert von 9000 kWh auf 100 qm Südfassade im Januar mit möglichst geringen Verlusten zu sammeln, so kann der Ingenieur diesen Wert als Anhaltspunkt für die Dimensionierung der Wärmeverluste des Gebäudes heranziehen. Gelingt es diese Energiemenge einzufangen, darf der Wärmeverlust nicht höher sein als der Gewinn. Da Fassadenfläche und Wirkungsgrad variabel sind, kann mit diesen Größen jongliert werden. Das heißt, je kleiner der Wirkungsgrad des Sammlers ist desto größer muss die Fläche sein oder umgekehrt. Auch muss die Frage erlaubt sein ob man das Gebilde am höchsten Energiebedarf ausrichtet oder ob man Alternativen hinzu schaltet.

Da zu bewölkten Zeiten die Gewinne niedriger sind, benötigt man so oder so eine zweite Wärmequelle. Da es in den heutigen Zeiten in Mode gekommen ist einen Kamin aufzustellen, kann man diesen ja gegen geringen Aufpreis mit Wassertasche ausgebaut als zweite Wärmequelle nutzen. Somit sind beide Heizquellen zu einhundert Prozent regenerativ, und es kann eine kostenträchtige Energiequelle wie z.B. eine Wärmepumpe samt Bohrung eingespart werden.

In den neunziger Jahren wurden von Robert Hastings an der ETH in Zürich im Rahmen der IEA Task 19 Untersuchungen mit glasabgedeckten Bauteilen durchgeführt. Andreas Gütermann publizierte mit dem Buch "Solare Luftheizsysteme" 2005 Bauweisen von Luftkollektorfassaden und -dächern. Im Internet können viele veröffentlichte Projekte mit Luftkollektorfassaden und Dächern verschiedenster Bauart und Funktionsweisen gefunden werden.
Nur eines ist merkwürdig! In der Energieeinsparverordnung sind Luftkollektoren bis heute nicht vorgesehen. Es gibt keine abschließende Darstellung in dieser Verordnung mit der das Einsammeln und Speichern solarer Gewinne über die Fassade über das Medium Luft angewendet werden kann. Obwohl dahinter ein riesiges Potential steckt und es uns anscheinend so wichtig ist Energie einzusparen und damit die Atmosphäre zu schützen und den Treibhauseffekt einzudämmen. Dieses Potential wird auch von den öffentlichen Fördermaßnahmen weitgehend ausgeschlossen, so werden zwar Luftkollektoren, die wie Brauchwasserkollektoren auf das Dach geklebt von der BafA gefördert, jedoch keine architektonischen Gesamtkonzepte.

Dies liegt wiederum daran, dass eben in der EnEV keine ausreichenden Tools zur Berechnung vorgesehen sind. Ein Schelm der böses vermutet?
Mit Energie die kostenlos zur Verfügung steht lässt sich kein Umsatz machen.
Es lassen sich keine Dämmstoffe zur Energieeinsparung verkaufen, es lassen sich keine energieeffizienten Heizungen verkaufen, es lassen sich keine Brauchwassersolaranlagen aufs Dach kleben usw...

Den wirtschaftlichen Vorteil dieser Technik haben bisher nur wenige erkannt. Es wird lieber über die hohen Strompreise gejammert und dadurch sogar Unternehmen von der Umlage befreit, die Stromkosten auf Privatleute umgelegt, ohne dass diese Unternehmen den Nachweis erbringen müssen, wo diese Energie einsparen oder gewinnen können.

Kostenlose Wärme zu gewinnen ist für jedes Unternehmen ein wirtschaftlicher Vorteil. Aber solange Unternehmen nur das im Einkauf billigste Baumaterial sehen und nicht die Kosten über die Gebäudenutzungsdauer, gelingt keine Veränderung.
Dabei liegt Deutschland geografisch in einer Region auf der noch beträchtliche Einstrahlungswerte vorliegen.

Am Beispiel "Haus im Garten" in Illerkirchberg ist es gelungen, eine Luftkollektorfassade kostenneutral umzusetzen.

 

Foto: Bruno Maurer

Kosteneinsparungen wurden erzielt durch weglassen des Aussenputzes im Bereich der LK-Fassade, eine zentrale Wärmequelle (Wärmepumpe) wurde überflüssig, eine Brauchwassersolaranlage wird durch einen Luft-Wasser-Wärmetauscher ersetzt. Diese Einsparungen decken die Kosten des Luftkollektors ab. Die Luftverteilung und Raumlüftung übernimmt eine einfache Lüftungstechnik die kostenneutral zur WRG-Lüftungsanlage gebaut werden kann. Es bestand der Wunsch einen Küchenherd mit Holzbefeuerung einzubauen, welcher zusätzlich mit Wassertasche ausgerüstet und an den Wasserspeicher zu Wärmeverteilung angeschlossen wurde und damit die zweite Wärmequelle darstellt. Das Gebäude ist nach EnEV als KFW 70-Haus ausgelegt. Die Werte beinhalten jedoch nicht die Gewinne aus dem Luftkollektor, weil die EnEV das nicht vorsieht. Somit ist das Haus über die Jahre hinweg viel besser und bis auf den Ventilatorenstrom praktisch regenerativ beheizt. Gelingt es noch den Strom aus Photovoltaik zu decken, ist das Gebäude zu 100 % regenerativ bzw. sogar im Plus-Energiebereich und das obwohl es nach EnEV und KFW nur die 70er Grenze erreicht und damit nicht höher gefördert wird. 

Wir sind beim Thema Energieeffizienz nicht automatisch dazu gezwungen unseren Fokus nur auf die Einsparung zu richten. Es gibt mehr Möglichkeiten ausreichend Energie zu gewinnen, als es derzeit technisch anerkannt bekannt ist. Luftkollektoren haben keinen hohen technischen Anspruch, Undichtigkeiten die andere Systeme funktionsunfäig machen haben praktisch keine Auswirkungen. Die Fassaden können handwerklich hergestellt werden als vorgehängte hinterlüftete Fassaden. Einfache Lüftungskomponenten ergänzen das System. Komplexe Steuerungen können auf Thermostat und Zeitschaltuhr vom Bewohner nachvollziehbar reduziert werden.

Auch bei der Gestaltung der Gebäude eröffnen sich weitreichende Möglichkeiten. So ist nicht zuletzt die Gebäudeform, die vielfach nach der EnEV durch das A/V-Verhältnis bestimmt wird, und dadurch eine kompakte Gebäudeform gefordert wird, zu hinterfragen, da diese Vorgabe in der Regel zu sehr unproportionierten Gebäuden führt. Wird die Gebäudeform durch den Energieeintrag bestimmt so kommt eventuell eine möglichst große dem Einstrahlungsbedarf oder einfacher der Sonne zugewanndte Fläche zum Tragen. So kann eine schmale und lange Gebäudeform im Endeffekt das bessere energetische Ergebnis liefern. Auch die Fassade selbst kann eben als Hüllfläche über die klassischen Anforderungen wie Witterungsschutz,  Trennung von innen und aussen, Geborgenheit liefern, Wärme halten im Winter, Kühlhalten im Sommer, Materialität und Textur, eben noch mehr Themen darstellen wie eben das Ernten von Energie, Schutz der Unterkonstruktion oder sogar das Darstellen oder "Ausstellen" und schützen der dahinterliegenden Gebäudehülle z.B. im Denkmalschutz analog Dioramen in Museen.

Das Vorgängerprojekt ist das Luftkollektorhaus in Uttenweiler.

Foto: Wolfram Janzer, Architekturbilder Stuttgart

Eine Sanierung eines Gebäudes Baujahr 1959. Dieses Gebäude hat nach EnEV-Berechnung 2005 einen Primärenergiebedarf von 57 kWh/qm a und einen Heizenergiebedarf von 25 W/qm K. Tatsächlich ist es im Durchschnitt mehrerer Jahre so, dass für die zusätzliche Beheizung des Gebäudes zwei Raummeter Brennholz pro Winter ausreichen. Der restliche Wärmebedarf wird von der Sonne geliefert. Den Ventilatorstrom eingerechnet hat das Gebäude einen Primärenergiebedarf von unter 20 kWh/qm a. Es übertrifft also auch noch die 2014 geltenden Anforderungen an ein Passivhaus obwohl ein Sanierungsfall. Da ausreichend Strom von der eigenen 2005 installierten PV-Anlage auf dem Nachbargebäude hergestellt wird kann dieses Projekt als 100% regenerativ betrachtet werden.
Das Gebäude wurde 2012 zum KFW-Award eingereicht.......durchgefallen!
Die reinen Kosten die vom Bauherrn aufgebracht wurden liegen bei 135.000,-€, wobei zu beachten ist, dass an dem Gebäude seit dem Baujahr 1959 nichts saniert und keine ergänzenden Maßnahmen durchgeführt wurden. Das Gebäude war im mittleren Geschoss (60 qm) mit Komfort nach dem Stand 1959 bewohnbar. Nach der Sanierung stehen 165 qm Wohnfläche zur Verfügung, die in zwei Wohnungen geteilt im Erdgeschoss altersgerecht (barrierefrei) vorbereitet ist.

Veröffentlichungen/Auszeichnungen:

Architektenkammer Baden-Württemberg, Beispielhaftes Bauen 2009

Vortrag bei "Zukunft Altbau, 2010" in Zusammenarbeit mit Carmen Mundorff, Dipl.-Ing. Architektin, Bereichsleiterin Architektur und Medien der Architektenkammer Baden-Württemberg

Veröffentlicht auf der Landesgartenschau in Nagold auf den Tafeln der Architektenkammer Baden-Württemberg mit dem Thema "Nachhaltiges Bauen".

"Baden-Württemberg macht sich klimafit" Hauptpreis in der Kategorie "Erneuerbare Energien" Eine Auszeichnung der Bausparkasse Schwäbisch Hall und der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg, März 2011

Isover Energie Award 2013, Anerkennung

Publiziert im "Isover best-of-book 2013"

Bund-Jahrbuch 2013 - Ökologische Bauen und Renovieren auf den Seiten 76, 77 und 78. Autor ist Achim Pilz von Bau-Satz.net

Deutsche Bauzeitschrift: Energie Spezial 11/2014

Artikel: Die Bauphysik des Luftkollektors, Solare Luftheizsysteme und -konstruktionen Prof. Dr.-Ing. Angèle Tersluisen, M.Sc. Kamyar Nasrollahi, Kaiserslautern 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.